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Verkehrswende rückwärts

Pro Gäubahn: Auf nach Rottweil und Stuttgart!

6. März 2024 | Die Deutsche Bahn plant, die sogenannte Gäubahn zwischen Zürich/Singen und Stuttgart ab 2025 in Vaihingen enden zu lassen. Nun wächst der Widerstand gegen diesen verkehrspolitischen Rückschritt.

In letzter Zeit bekam die Landeshauptstadt immer wieder Besuch. Beispielsweise referiert dort am 19. Februar der frühere Chef der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Eingeladen zu der Veranstaltung mit dem Titel „Die Gäubahn im transeuropäischen Eisenbahnnetz erhalten“ hatte das linke Stuttgarter Gemeinderatsbündnis Die FraAktion. Und dabei ließ Benedikt Weibel „kaum ein gutes Haar“ (so die Stuttgarter Zeitung) an den Planungen der hiesigen Verkehrspolitiker:innen – weder das milliardenschwere Investitionsprojekt Stuttgart 21 noch die beabsichtigte Kappung der Gäubahn seien mit der klimapolitisch notwendigen Mobilitätswende vereinbar.

Dabei habe es, so Weibel, der von 1993 bis 2006 die Geschäfte der Schweizer Bahn führte (siehe dazu auch das Interview mit ihm auf Youtube, vor gar nicht so langer Zeit sogar direkte Zugverbindungen zwischen Stuttgart und Mailand gegeben. Und jetzt also eine weitere Verschlechterung des Angebots für eine ganze Region? Das dürfe doch nicht wahr sein. Drei Tage später traf erneut Besuch aus dem Süden ein. Am 22. Februar hatte der Stuttgarter Gemeinderat das Thema Klimaschutz auf der Tagesordnung stehen – der Gemeinderat einer Stadt also, deren CDU-Oberbürgermeister ganz entschieden für eine Abtrennung der Gäubahn ist. Und so hatte sich die Initiative Pro Gäubahn Rottweil auf den Weg zum Stuttgarter Rathaus gemacht und dort zuerst vor dem Gebäude, dann vor dem großen Sitzungssaal lautstark protestiert.

Der Widerstand wächst

Denn mit Klimaschutz hat das, was die Deutsche Bahn plant, nicht zu tun – im Gegenteil. Die staatseigene Bahn will im kommenden Jähr die Gäubahn vom Stuttgarter Hauptbahnhof abhängen. Wer dann aus unserer Region nach Stuttgart und weiter Richtung Norden will, muss künftig in Vaihingen auf S-Bahn, Bus oder Stadtbahn umsteigen. Dieses Vorhaben hat auch die Deutsche Umwelthilfe DUH auf den Plan gerufen: „Es kann nicht sein, dass auch im Jahr 2023 in einer grün mitregierten Landes- wie Bundesregierung eine leistungsfähige Bahn systematisch verhindert und Automobilpolitik pur betrieben wird“, begründete DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch die Klage gegen die Gäubahn-Kappung.

Mittlerweile wächst an der Basis der Druck gegen diesen Abbau im öffentlichen Verkehr. Laut einer Pressemitteilung der Initiative Pro Gäubahn Rottweil gibt es inzwischen auch in Stuttgart, Freudenstadt und Konstanz ähnliche Gruppen. Und diese wollen nun ein überregionales Pro-Gäubahn-Bündnis gründen. Das Gründungstreffen – zu dem alle Interessierten willkommen sind – findet am kommenden Samstag, 9. März, statt. Beginn: 14 Uhr. Ort: Evangelisches Gemeindehaus Rottweil, Johanniterstraße 30.

Zu den Referenten gehören Jürgen Resch, der über die juristischen Auseinandersetzungen zum Erhalt der Gäubahn informiert, und Hans-Jörg Jäkel, der Vorsitzende des Gäubahnkomitees Stuttgart; er wird erläutern, warum die Demontage der Gäubahn nicht notwendig ist. Anschließend besprechen Arbeitsgruppen das weitere Vorgehen: Welche Aktionen sind im Rahmen des aufziehenden Wahlkampfs möglich? Wie können unsere Positionen medial besser wahrgenommen werden? Welche Rolle spielt der diskutierte Pfaffensteigtunnel im Umfeld der Klimakrise und der angespannten Haushaltslage?

Beginn: 14 Uhr. Ort: Evangelisches Gemeindehaus Rottweil, Johanniterstraße 30. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Und noch eine Veranstaltung ist wichtig: Für den 18. März laden die Stuttgart-21-Gegner:innen zur 700. Montagsdemo vor dem Hauptbahnhof Stuttgart ein. Dabei sprechen ab 18 Uhr unter anderen Carola Rackete (Kapitänin, Aktivistin und EU-Parlamentskandidatin der Linke), Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe und der Theaterregisseur Volker Lösch. (pw)