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Andere Länder: WOZ unterwegs 2014

Wien, Berlin, Baskenland

11. März 2014 | Auch in diesem Jahr offeriert die Schweizer Wochenzeitung WOZ ihren LeserInnen erhellende Ausflüge in die Vergangenheit und die Gegenwart – mit Stadtrundgängen, Gesprächen mit ZeitzeugInnen, Wanderungen und Debatten mit AktivistInnen.


21. bis 28. Juni: Das bewegte Wien

Über viele Jahrzehnte hinweg prägten die Errungenschaften der einst radikalen sozialdemokratischen Kommunalpolitik das Leben in der österreichischen Hauptstadt. Doch allmählich verblasst, was in den zwanziger Jahren erkämpft worden war. Quartiere werden schick und teuer gemacht, die Mieten steigen, überall Gentrifizierung und die Frage: Wem eigentlich gehört die Stadt?

In Wien gab es immer eine Protestkultur. Hatte nicht ein breiter Widerstand das AKW Zwentendorf und das geplante Kraftwerk Hainburg in den Donauauen verhindert? Sind nicht Antifa-Kundgebungen gegen die populistische Rechte, bunte 1.-Mai-Paraden, Hausbesetzungen, StudentInnenprotesten und die Solidarität mit Flüchtlingen zu einem festen Bestandteil des Lebens geworden? Doch unter welchen Bedingungen können linke Ziele in die Praxis umgesetzt werden? Wie entstehen Bewegungen? Was sind die Voraussetzungen für eine radikale und zukunftsfähige Politik? Und welche Fehler wurden in den letzten Jahrzehnten gemacht? Das wollen wir am Beispiel Wien ergründen.

Auf der WOZ-Reise in das Wien der vielfältigen Bewegungen treffen wir AktivistInnen von heute und ZeitzeugInnen des antifaschistischen Kampfs der dreissiger und vierziger Jahre. Wir hören von HistorikerInnen, wie es zum Roten Wien kam. Wir spazieren durch lebendige Quartiere, besuchen den legendären Karl-Marx-Hof, wandern auf den Spuren linker WiderstandskämpferInnen, sprechen mit kritischen GewerkschafterInnen und feministischen Aktivistinnen – und erleben so ein ganz anderes Wien: Keine habsburgerisch verhockte und im Schmäh versunkene Stadt, sondern eine Metropole, in der viele nicht locker lassen. (pw)


20. bis 26. Juli: Das widerspenstige Berlin

Viele von uns waren schon in Berlin, glauben die Hauptstadt Deutschlands zu kennen – historische Orte und den alternativen Chic. Dabei gibt es unzählige, oft unscheinbare Gebäude, Quartiere und Strassenzüge, deren Bedeutung sich erst durch Erzählungen erschliessen – von Historikern, Zeitzeuginnen oder heutigen Aktivisten. Wie war das damals, als im November 1918, in der Endphase des Ersten Weltkrieg, die Revolution ausbrach, die Monarchie abgeschafft und eine parlamentarisch-demokratische Republik errichtet wurde? Was machte die ArbeiterInnenkultur der zwanziger Jahre aus, etwa im alten Stadtbezirk Wedding? Wer widersetzte sich mit welchen Mitteln dem Nationalsozialismus? Welche Rolle spielten die (auch linke) Opposition und die Bürgerrechtsbewegung in der DDR – und was hält eine ehemalige DDR-Bürgerin von der «Wiedervereinigung»?

Berlin hat nicht nur eine höchst turbulente Geschichte hinter sich. Berlin ist durch seine jahrhundertelange Prägung durch Einwanderung und durch all seine historischen Brüche auch weiterhin ein soziales und künstlerisches Experimentierfeld geblieben. Doch die Freiräume für widerständiges Leben, die die Aufbrüche der 1968er-Generation und die Kreuzberger Hausbesetzerszene der Achtzigerjahre geschaffen haben, müssen immer wieder behauptet und neu erkämpft werden. Im heutigen Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain etwa, wo ein buntes Durcheinander von alternativem Wohnen, Stadtentwicklung, Massentourismus und hippem Clubleben zu einer Gentrifizierung führt. Wie gehen politisch Alternative damit um, die wissen, dass sie Teil dieser Dynamik sind?

Organisiert wird die Reise von deutschen Mitarbeitern des Istoreco (Reggio Emilia), die regelmässig italienische Jugendliche bei ihren Bildungsreisen nach Berlin begleiten. (Markus Spörndli)


13. bis 20. September: Das rebellische Baskenland

In den letzten dreissig Jahren kam das Baskenland nur dann in die Schlagzeilen, wenn es einen Anschlag der Untergrundorganisation ETA gab. Der bewaffnete Konflikt überdeckte alles. Doch das Baskenland hat auch ganz andere Seiten: Kaum irgendwo in Europa sind soziale Bewegungen, Basisgewerkschaften und linkssozialistische Parteien so stark wie hier.

Die Gewerkschaft LAB kämpft für die vollen Rechte der illegalen EinwandererInnen, die zweitstärkste politische Kraft definiert sich als sozialistisch-feministische Unabhängigkeitspartei, fast überall gibt es autonome Jugendzentren, auf Volksfesten hängen die Fotos politischer Gefangener, das linke Wahlbündnis Bildu stellt 120 BürgermeisterInnen, und nun ist eine grosse neue Bewegung des zivilen Ungehorsams entstanden.

Linke Inhalte, Traditionspflege und die Forderung nach Unabhängigkeit passen hier offenbar zusammen. Die Franco-Diktatur hat im Baskenland zu einer ganz eigenen Verbindung von Politik und Kultur, von Widerstand und Offenheit, von Tradition und Revolte geführt. Erstaunlich dabei: Die Gegenkultur ist in den kleinen Industriestädten und Bauerndörfern viel sichtbarer ist als in den Grossstädten.

Was will die baskische Linke? Wie hat sich der Konflikt seit dem Ende von ETA entwickelt? Was bewirken die linken Gemeindeverwaltungen? Welche Rolle nehmen Genossenschaften und Nachbarschaftshilfe ein? Diese und andere Fragen werden wir mit baskischen AktivistInnen diskutieren. Wir treffen Gewerkschafterinnen und linke Bürgermeister, besuchen Zeitungsprojekte, Volksfeste und die Mondragón-Kooperativen, debattieren über die Ursachen des baskischen Konflikts, erkunden symbolträchtige Städte – und entdecken auf diese Weise ein rebellisches Europa, das in den Medien so nie auftaucht. (Raul Zelik)